Ein Tag im Wald mit dem Laowa 85mm f5,6 2:1 Mini Ultra Macro

In diesem Artikel erfahren Sie meinen ersten Eindruck vom Laowa 85mm, den ich auf einer langen Tagestour im Wald gewonnen habe. Dazu gibt es die Eckdaten zum Objektiv und ich vergleiche es ein wenig mit dem Laowa 60mm f2,8 2:1 Ultra Macro und anderen Laowa Objektiven in der gleichen Kategorie. Außerdem sehen Sie einige Bilder, die bei der Fototour im Wald mit dem Laowa 85mm entstanden sind.

 

Mit dem Laowa 85mm f5,6 2:1 Mini Ultra Macro bringt Laowa neben dem 60mm, 65mm und 100mm ein weiteres Makroobjektiv auf den Markt, dass einen maximalen Abbildungsmaßstab von 2:1 erreicht.

Ein paar technische Daten:

Brennweite: 85mm
Offenblende: f5,6
Geschlossene Blende: f22
Blendenlamellen: 7
Gewicht: 250 Gramm (Ohne Deckel und Sonnenblende)
Baulänge: 8,3cm
Filtergewinde: 46mm

Natürlich ist auch dieses Objektiv wie für Laowa typisch, komplett manuell zu bedienen, d.h. Blende und Fokus werden am Objektiv selbst eingestellt. Für die Makrofotografie ist aber beides kein Nachteil, da man sowieso alleine schon kameraseitig im manuellen Modus fotografieren sollte um die volle Kontrolle zu haben. Auch ein Autofokus ist bei der Makrofotografie nicht wirklich zu gebrauchen, man will ja schließlich selbst entscheiden wo die Schärfe liegen soll, gerade beim Focus Stacking ist das sogar absolut notwendig.

 

Ich selbst besitze schon seit vielen Jahren das Laowa 60mm f2,8 2:1 Ultra Macro, welches mein absolutes Lieblingsobjektiv ist. Wenn ich im Sommer Springspinnen und im Herbst Schleimpilze, in hohen Abbildungsmaßstäben von über 3:1 fotografiere, dann ist natürlich das Laowa 25mm f2,8 2,5-5:1 Ultra Macro meine erste Wahl. Aber als Standardobjektiv, dass in all meinen fotografischen Bereichen einen super Job macht, war bis jetzt das Laowa 60mm mein Favorit.

 

Blende

Als ich das Laowa 85mm f5,6 2:1 Mini Ultra Macro von Laowa Deutschland vor einer Weile geschickt bekommen habe, war ich sehr gespannt auf das Objektiv. Vorher habe ich schon die Eckdaten mitgeteilt bekommen und da dachte ich schon das es ein echter Konkurrent zu meinem bisherigen Lieblingsobjektiv, dem Laowa 60mm sein kann. Zwar klingt die Ausstattung bezüglich der Blende nicht wirklich beeindruckend mit einer Offenblende 5,6 und nur 7 Blendenlamellen. In der Makrofotografie geht es aber darum, kleine Dinge groß aussehen zu lassen und je größer der Abbildungsmaßstab, desto geringer wird die Schärfentiefe. Um bei hohen Vergrößerungen von 1:1 und mehr, dennoch genug Schärfentiefe im Bild zu erhalten, verwendet man daher normalerweise keine Blendenwerte von unter 5,6, sondern eher f8 oder f11. Von daher stört die Offenblende von 5,6 auch nicht bei diesem Objektiv. Ganz im Gegenteil sogar, in Verbindung mit den nur 7 Blendenlamellen die bei Spitzlichtern im Hintergrund für eckige Bokehkringel sorgen, ist die Offenblende von f5,6 sogar sehr gut. Dadurch bekommt man nämlich noch bei f5,6 runde Bokehkreise. Anders würde es aussehen wenn das Objektiv eine Offenblende von 2,8 hätte, dann wären schon bei f3,5 die Bokehkringel eckig, was eindeutig ein Nachteil wäre. Also kurz ausgedrückt ist die Offenblende von 5,6 in Verbindung mit den 7 Blendenlamellen ein gute Kombination.

 

Schärfe und Bildqualität

Die Schärfe bei Offenblende ist zudem schon sehr gut. Das Objektiv ist deutlich schärfer als das Laowa 60mm. Das lässt sich zum einen schon am Display in der Bildansicht feststellen, aber auch besonders beim Schärfen später am PC. Ich schärfe meine Makros in Photoshop mit dem Hochpassfilter, dazu verwende ich generell den Ebenenmodus „Ineinanderkopieren“. Der Ebenenmodus „Weiches Licht“ gibt eine etwas sanftere Schärfe, wenn ich Bilder mit den beiden Laowa Objektiven vergleiche, dann können die mit dem 85mm entstandenen Bilder mit dem Ebenenmodus „Weiches Licht geschärft werden, um auf den gleichen Schärfeeindruck zu kommen wie die mit dem Ebenenmodus „Ineinanderkopieren“ geschärften Bilder des Laowa 60mm f2,8, Wer auch mit dem Hochpassfilter schärft, weiß das der Unterschied schon recht deutlich ist zwischen den beiden Ebenenmodi. Die Schärfeleistung des neuen 85mm f5,6 wird im Bereich des 65mm f2,8 2:1 liegen, was ebenfalls ein knackscharfes Objektiv ist. Auch die Dispersionskontrolle (kommt einer apochromatischen Korrektur sehr nahe) trägt zur sehr guten Bildqualität bei.

Das Laowa 85mm f5,6 2:1 Ultra Macro (Mitte) im Größenvergleich mit dem Laowa 25mm f2,8 2,5-5:1 Ultra Macro (Links) und dem Laowa 60mm f2,8 2:1 Ultra Macro (Rechts)

Gewicht, Größe und Nahdistanz

Das Objektiv ist mit seinen ca. 250 Gramm (ohne Gegenlichtblende) ein echtes Leichtgewicht und wiegt nur halb so viel wie das Laowa 60mm. Es passt damit perfekt zu kleinen Systemkameras wie der Sony a6000 und bietet in dieser Objektiv-Kamera Kombination eine ausgewogene Gewichtsverteilung
Die Nahdistanz, gemessen ab Frontlinse, beträgt bei diesem Objektiv 6,3cm. Zum Vergleich, beim Laowa 60mm f2,8 2:1 Ultra Macro sind es 4,5cm. Das ist in dem Bereich wo es sowieso nur um wenige cm geht schon ein großer Unterschied. Diese knapp 2cm mehr Abstand zum Motiv können schon in manchen Fällen bewirken, dass das Motiv nicht so schnell flüchtet. Ich freue mich schon darauf das im Sommer bei den Springspinnen zu testen.

 

Die Fototour

Neben dem Laowa 85mm f5,6 2:1 Ultra Macro hatte ich bei der Fototour im Wald natürlich noch meine Kamera, die Sony a6000 dabei, sowie das Sirui Mini Stativ. Für das perfekte Licht hat ein Blitz sowie der Bones & Spiders Makro Diffusor V2 gesorgt.

Jetzt im Herbst fotografiere ich überwiegend Pilze im Wald. Für den Objektivtest wollte ich aber das Spektrum der möglichen Motive erweitern und habe praktisch alles fotografiert was mir so vor die Linse gekommen ist. So lassen sich Schärfe und Bokeh an verschiedenen Motiven betrachten.

Ich muss zugeben, dass ich bis zu dieser Fototour, Moose eigentlich keine besonders interessanten Motive für mich waren. Das hat sich an dem Tag schlagartig geändert.
Als ich im Wald ankam und eine Stelle gefunden hatte, an der ich mich nach geeigneten Motiven umschaute, entdeckte ich auf einer Lichtung ein Moosbett mit einem Netz einer Baldachinspinne und alles war mit kleinen Tropfen übersät, da es ein entsprechend feuchtkaltes Wetter war. Aber zunächst habe ich andere Motive fotografiert die ich im Umkreis gefunden habe. Als ich die Kamera auf dem Stativ hatte und dem Makroschlitten leicht schräg nach unten eingestellt habe, ist mir gleich ein weiterer Pluspunkt des Objektives aufgefallen. Selbst in dieser Schrägstellung hatte das Stativ mitsamt der Kamera keine Probleme damit, die Position zu halten. Das Laowa 85mm f5,6 2:1 Ultra Macro passt von der Größe und dem Gewicht her perfekt zur ebenfalls kleinen und leichten Sony a6000, wie als wenn alles aus einem Guss ist.

Auch beim Freihand-Stacking, was ich an dem Tag auch mehrmals angewendet habe, macht sich das geringe Gewicht sehr positiv bemerkbar.

Ich war an dem Tag über 6 Stunden im Wald, so kamen einige schöne Bilder zusammen. Neben der Mittleren Wespen-Königin die ich in ihrem Winterversteck gefunden habe, sind aber die Moosaufnahmen mein Highlight, die so ohne das neue Objektiv wohl nicht zustande gekommen wären, alleine schon deshalb das ich mich dafür auch weiterhin wohl nicht interessiert hätte und nur nach Pilzen Ausschau halten würde. Ab jetzt gehören aber auch betropfte Moose ganz sicher zu meinen Lieblingsmotiven.

 

Hier sind die Bilder vom Tag im Wald mit dem Laowa 85mm f5,6 2:1 Ultra Macro:

Fazit

Die lange Fototour im Wald bei kaltfeuchtem Wetter hat mir Mega Spaß gemacht, ich weiß sogar nicht mal, wann ich das letzte Mal bei einer Tour soviel Spaß hatte.
Das wird sicher nicht an dem neuen Laowa 85mm f5,6 2:1 Ultra Macro Objektiv alleine gelegen haben, aber es hat einen großen Anteil daran. Dieses Objektiv ist klein und leicht und so war es zu keinem Zeitpunkt anstrengend damit Freihand zu fotografieren, auch nach einigen Stunden nicht. Außerdem hat mich die knackige Schärfe in Verbindung mit dem superschönen Bokeh bei Offenblende wirklich überzeugt, gerade bei den Moosbildern lässt sich beides zusammen gut erkennen.

Aber ersetzt das neue 85mm wirklich in allen Situationen mein bisher heißgeliebtes Laowa 60mm f2,8 2:1 Ultra Macro? Nein, nicht ganz. Im Sommer bei meinen oft Kilometer langen Makrotouren auf der Suche nach seltenen Spinnen und Insekten in häufiger Gluthitze, wird es tatsächlich komplett das Laowa 60mm f2,8 ersetzen, alleine schon wegen dem deutlich geringeren Gewicht, aber natürlich werde ich mich auch auf den Zuwachs in Sachen Schärfe, Details und Nahdistanz freuen.

Bei der Pilzfotografie im Herbst, wenn ich Pilze mit dem Magic Glow fotografieren gehe, wird aber das Laowa 60mm f2,8 nach wie vor meine Nummer 1 bleiben. Diese Bilder werden meistens in Abbildungsmaßstäben von deutlich unter 1:1 aufgenommen, da viele Pilze ziemlich groß sind. Außerdem will man dabei auch noch ein gewisses Umfeld einfangen und genau das ist der Grund. Dieses Umfeld bzw. Bokeh soll natürlich runde Bokehkringel haben, die aber das Laowa 85mm nur bei Offenblende liefert. Beim Magic Glow Effekt fotografiere ich aber meistens mit Blende f8 oder f11 und auch da soll das Bokeh noch rund sein.

Das ist aber völlig in Ordnung, dass neue Laowa 85mm f5,6 2:1 Ultra Macro muss keines meiner anderen Laowa Objektive 100% ersetzen. Durch die Ausstattung und Leistung die es bietet, war es für mich ohnehin ein „No Brainer“ das ich dieses Objektiv haben muss.

 

 

Über mich:

Ich bin seit 2019 Laowa Deutschland Referenzfotograf und besitze selbst einige Laowa Objektive, wie das Laowa 60mm f2,8 2:1 Ultra Macro (schon seit 2016), Laowa 25mm f2,8 2,5-5:1 Ultra Macro, Laowa 15mm 1:1 Macro Shift und jetzt auch das Laowa 85mm f5,6 2:1 Ultra Macro

Weitere Referenzen können Sie hier sehen: Meine Referenzen und Veröffentlichungen

 

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