1. Schadet Blitzlicht den Augen von Insekten und Spinnen?

Ich kenne Leute die sind so tierlieb wie man als Mensch nur sein kann, sie setzen sich  für Tiere ein wo sie nur können, spenden an Tierheime und dergleichen und haben selbst  einige Hunde und Katzen. Dennoch sehe ich es auch da immer wieder das Katzen und Hunde  auf Fotos geblitzt werden, würde ich deshalb gleich denken das sie ihre Tiere nicht  lieben? Niemals!
Ich würde das zwar selbst nicht machen bei allem ab der Größe einer Maus, da ich glaube  das die Netzhaut und das Auge ansich von Säugetieren schon sehr empfindlich sind, aber  ich verurteile diese Menschen auch nicht. Entweder wissen sie es nicht besser oder sie  denken aber das es schon nicht so schlimm ist, da sie ihre Tiere nur sehr selten  fotografieren.

Gut, aber hier geht es ja darum ob Blitzlicht für Insekten und Spinnen schädlich ist,  also zurück zum Thema. Ich bin kein Wissenschaftler und kann daher auch nix mit Zahlen  oder Studien belegen, aber ich weiß das viele Spinnen die Sonnenwärme lieben und sich  extra dem blanken Sonnenlicht aussetzen wie z.B. Listspinnen und Wolfsspinnen. Da Spinnen  ja keine Augenlider haben, sind die Augen während der gesamten Zeit in der sie in der  Sonne sitzen dem Sonnenlicht ungeschützt ausgesetzt. Und macht denen das etwas aus? Ich  denke soviel haben die über die jahrmillionen Evolution an Instinkten schon mitbekommen,  dass sie wissen was ihnen schadet und was nicht.

Wie vielen von Euch bekannt ist, verwende ich für meine Aufnahmen einen Blitz, den aber  auch nur mit dreilagigen Diffusor und einer maximalen Blitzstärke von 1/32 (ist nicht  viel). Dieses Blitzlicht das ja auch noch durch den Diffusor muß, ist so weich das es in  vielen Situationen noch weicher fällt als Tageslicht bei bedecktem Himmel. Ich wage daher  zu behaupten das Spinnenaugen durch mein Blitzlicht keinerlei Schaden nehmen können, ich  meine was ist schon eine Blitzstärke von 1/32 die noch durch einen dreilagigen Diffusor  muß gegen die Sonne? Ich sehe auch immer die Reaktion der Spinnen und zwar ganz genau, da  ich sie ja durch meinen Display sehr genau und groß sehen kann. Ich habe noch nie gesehen  das eine Spinne auf einmal irgendwie komisch bzw. orientierungslos weggetorkelt wäre. Es  kommt aber sehr oft vor das sie nach dem ersten Bild (und Blitz) davonlaufen, daher kann  es schon sein das es sie zumindest erschreckt. Ich glaube aber nicht das ich ihnen damit  etwas antue, daher ist es für mich bei Spinnen in Ordnung einen Blitz mit Diffusor und  sehr schwacher Blitzstärke zu verwenden. Es gibt aber auch einige Behauptungen das manche  Insekten durch Blitzlicht schaden nehmen, ich will das nicht komplett ausschließen, habe  aber dazu noch nix genaueres gelesen oder gehört. Im Allgemeinen gilt aber das fast alle  Insekten mal mehr, mal weniger auch dem direkten Sonnenlicht für eine gewisse Zeit am  Tag/im Leben ausgesetzt sind und das ist zigfach stärker als so ein bisschen, diffuses  und abgeschwächtes Blitzlicht. Das Blitzlicht Insekten wirklich schadet glaube ich daher  erst wenn es wissenschaftlich belegt ist, bzw. ich so etwas wirklich hieb-und stichhaltig  irgendwo nachlesen kann. Ich meine selbst Libellen mit ihren riesigen Facettenaugen  liegen am liebsten in der prallen Sonne.

2. Kann man tote Insekten und Spinnen auf Fotos erkennen?

Tote Insekten auf Fotos zu erkennen ist nicht einfach und je nach Abbildungsmaßstab auch  fast unmöglich. Klar kann dann gerade dieser extrem große ABM ein Indiz dafür sein das es  sich um ein totes Insekt handelt, aber mit wirklicher Gewissheit wird man es, selbst wenn  man weiß worauf man achten muß, in den allerwenigsten Fällen sagen können. Was man dabei  auch genau beachten muß, ist das Wissen vieler Makrofotografen wie Insekten auszusehen  haben damit sie lebendig wirken.
Generell gilt, je mehr man von einem Insekt oder einer Spinne auf einem Foto sieht, umso  besser kann man es erkennen.

Viele Insekten und vor allem die Spinnen verschränken Ihre Beine wenn sie sterben,  besonders bei Spinnen ist es gut zu erkennen, es sieht dann in etwa so aus als ob sie im  Schneidersitz sitzen. Es gibt zwar auch eine Ruhehaltung bestimmter Spinnenarten die  ähnlich aussieht wie z.B. bei der grünen Huschspinne, der Listspinne oder den  Wolfsspinnen, die sieht aber schon noch etwas anders aus, da in der Ruhehaltung die Beine  seitlich angezogen werden und sich nicht unter dem Körper kreuzen wie es bei toten  Spinnen meistens der Fall ist.

Weitere (nicht 100%ige) Erkennungsmerkmale bei Insekten können sein:herunterhängende  Fühler, Schmutz bzw. Staub in den Facettenaugen, offensichtliche Beschädigungen des  Aussenskeletts, die Kieferhaltung bei bestimmten Wespenarten (Kiefersperre), unnatürliche  Körperhaltung. All diese Punkte sind aber nur Indizien und zwar deshalb weil ich fast  alles auch schon an lebenden Insekten gesehen habe. Also wenn ihr meine abschließende  Meinung dazu wissen wollt, ja unter bestimmten Umständen ist es denke ich möglich,  mit großer Sicherheit sagen zu können ob eine Spinne oder ein Insekt tot auf einem Foto  ist. Ein gewisser Restzweifel bleibt aber immer, daher sollte man sich da nicht zu weit  aus dem Fenster lehnen.

3. Was es mit der Fluchdistanz auf sich hat.

In der Makrofotografie wird gerne mal von der Fluchtdistanz gesprochen wenn es darum geht  wie nah man Insekten und Spinnen kommen kann bevor sie abhauen. Die Fluchtdistanz, die  generell mit 10-50cm angegeben wird (jeder behauptet da was anderes) ist wenn überhaupt  nur eine grobe Richtlinie, denn wenn ich etwas gelernt habe bei meinen Fototouren dann  genau das. Die Fluchtdistanz ist deshalb so ungenau, da sie verschiedene Faktoren wie das  Wetter, die Temperatur, das Licht und noch einige andere Sachen beeinflusst. Wenn also  jemand behauptet das ein bestimmtes Insekt immer ab einer gewissen Nahdistanz abhaut ist  das glatt gelogen! Es kommt auch besonders drauf an wie man sich den Insekten und Spinnen  nähert, benimmt man sich wie der sprichwörtliche Elefant im Porzellanladen, dann ist es  klar das selbst die „mutigste“ Spinne abhaut. Andersherum kann man, wenn man sich sehr  vorsichtig nähert (besonders auf die Seitwärtsbewegungen sollte man achten), auch ganz  schreckhaften Insekten sehr nahe kommen um sie mit extremen Abbildungsmaßstäben zu  fotografieren. Wenn man früh genug auf eine Fototour geht, dann kann man das  mit der Fluchtdistanz natürlich ganz vergessen, da in den sehr frühen Morgenstunden die  Insekten sehr träge sind (sie müßen dazu aber nicht in eine Kältestarre verfallen und  eine bestimmte Position einnehmen, es kann auch tagsüber so kalt sein das sie sehr träge  reagieren aber völlig normale Haltungen angenommen haben).

Außerdem gibt es auch nicht nur die Fluchtdistanz über die viele sprechen, sondern es  gibt mit der Schockstarre auch das Gegenstück. Bei dieser verharren manche Insekten und  Spinnen völlig regungslos solange man sich in der unmittelbaren Nähe befindet.
Viele Insekten und Spinnen verlassen sich außerdem auf ihre Tarnung und bleiben daher oft  erstmal ruhig sitzen.
Also meine abschließende Meinung zur Fluchtdistanz ist, dass es in der Makrofotografie  keine echte und festlegbare Distanz gibt ab der ein Insekt oder eine Spinne immer  flüchtet und wer sollte das besser wissen als jemand der schon hunderte von Makros  draussen gemacht hat?

4. Gibt es gute und schlechte Tricks in der Makrofotografie?

Nun kommen wir zum vielleicht umstrittensten Punkt. Mit gute oder schlechte Tricks meine  ich vielmehr welche die sich Ethisch vertreten lassen oder nicht. Natürlich hat jeder  eine ganz andere Auffassung von Ethik, aber ich glaube das ich hierbei das nötige  Verständnis dafür habe um das Thema zu behandeln.
Also kommen wir zunächst mal zu der Frage gibt es sowas überhaupt oder ist nicht jeder  Trick ein Trick und damit nicht vertretbar? Ich bin mir sicher das viele von Euch genauso  jetzt denken, aber für mich gibt es eben da schon große Unterschiede.

Ich habe aber an meine Bilder auch nicht den Anspruch das sie echte Naturdokumente  darstellen sollen. Dazu dürfte ich per Photoshop nichtmal irgendwelche störenden  Bildelemente wegstempeln. Nein, ich habe nur den Anspruch das meine Bilder alle mit  lebenden Insekten und Spinnen in freier Natur aufgenommen wurden und das ist auch so,  obwohl ich tatsächlich auch zwei ganz bestimmte (für mich ethisch vertretbare) Tricks  anwende, darauf gehe ich gleich genauer ein.
Zunächst möchte ich aber erstmal aufzählen was ich alles für schlechte bzw. ethisch nicht  vertretbare Tricks halte:

1. Insekten oder Spinnen für die Aufnahme töten (ein absolutes NoGo)
2. Der Einsatz von Kühlmitteln wie Eisspray (auch dadurch können die Insekten/Spinnen  sterben)

Was das rein Ethische angeht wars das eigentlich schon an Tricks die für mich nicht  vertretbar sind, außer ich habe etwas vergessen.
Es geht im Grunde genommen einfach darum das man seinem Motiv keinen Schaden für die  Aufnahme zufügen darf, in welcher Form auch immer. Wenn man es nicht schafft die Insekten  oder Spinnen lebendig zu fotografieren, dann sollte man es einfach sein lassen.

Es gibt neben den klar ethisch vertretbaren Tricks und denen die es nicht sind, für mich  sogar noch eine dritte Kategorie,gemeint sind damit Tricks die vielleicht ethisch in  Ordnung sind, da sie den Insekten und Spinnen keinen Schaden zufügen, aber die  eigentliche Aufnahmebedingungen derart erleichtern, dass sie zu einem völlig falschen  Verständnis für die Makrofotografie mit Insekten und Spinnen führen können. Ich meine  damit das fotografieren (draussen im freien oder im „Heimstudio“) von bereits toten  Insekten und Spinnen die man so gefunden hat. Ich fotografiere keine toten Insekten und  Spinnen und zwar nur aus einem einzigen Grund, weil es für mich keine Herausforderung  ist. Ich brauche einfach das Abenteuer rauszugehen und nicht zu wissen was ich an einem  Tag vor die Linse bekomme und was davon klappt bzw. dabei heraus kommt. Außerdem will ich  stolz auf meine Bilder sein und das geht nur wenn ich weiß welche Arbeit dahinter  gesteckt hat, vom oft sehr frühen Aufstehen, über den Weg den ich laufen muß bis zu den  guten Stellen und dem aufspüren der Motive, bishin zum fotografieren und der finalen  Bildbearbeitung.

Klar ist das immer wieder auch frustrierend weil einem manchmal die tollsten Szenen vor  der Nase abhauen, aber so ist es eben.
Tote Insekten und Spinnen zu fotografieren halte ich aber nicht für ethisch bedenklich,  ich bin wie gesagt kein Fan davon, aber gerade wenn man es auch dazuschreibt das es sich  um ein totes Tier handelt dann ist da eigentlich nichts verwerfliches dabei, besonders  Anfänger können so gut das technische wie Belichtung, Blende ect. üben. Es ist eben nur  keine Herausforderung und sollte daher auf jeden Fall klar gekennzeichnet werden im  Bildtitel bzw. der Überschrift. Ein weiterer Trick dieser Kategorie ist das übermäßige  Croppen bzw. nachträgliche Zuschneiden eines Bildes in der Nachbearbeitung. Mit übermäßig  meine ich wenn ein Motiv das im ABM von 1:1 aufgenommen wurde, so beschnitten wird das  auf einmal ein ABM von 2:1 oder höher bei rauskommt. Ich finde daran wie gesagt nichts  verwerflich, wäre ja auch Blödsinn, aber auch das sollte man dazuschreiben denke ich,  oder spätestens auf Nachfrage preisgeben. Kleinere beschnitte gehören ja schon fast zum  guten Ton, auch ich muß bei manchen Bildern etwas wegschneiden, da aber eher  gezwungenermaßen, da bei vielen Stacks einfach Überlappungen bleiben die aus einen  viereckigen Bild aufeinmal ein sechs- oder achteckiges werden lassen. Wer Stacks macht  kennt diese Problematik.

Ok, jetzt möchte ich auf die für mich vertretbaren Tricks eingehen, worunter auch die  beiden sind die ich anwende, den einen fast immer und den anderen eher selten:

Der erste Trick ist das nachträgliche Bearbeiten des Hintergrundes per Photoshop. Ich  benutze diesen Trick sehr gerne um einfach das für meinen Geschmack, bestmögliche aus  einem Bild rauszuholen. Außerdem will ich nicht nur Bilder auf allerhöchstem Niveau  liefern, sondern mich auch von der breiten Masse mit meinen Bildern abheben. Ich will  einen Wiedererkennungswert haben, dass ist mir sehr wichtig. Ich wende dazu sehr gerne  extra Bokehebenen an, diese Bilder habe ich vorher meistens mit dem Trioplan oder einem  andern „Altglas“ aufgenommen. Ich nehme aber auch oft per Photoshopbrushes erstelltes  Bokeh. Daneben wende ich auch gewisse Wischtechniken bzw. Weichzeichner an um dem ganzen  noch eine Dynamik zu geben.

Der zweite Trick ist das abschneiden (mit einer Schere) von z.b. einem Blatt oder einen  Grashalm auf dem ein Insekt sitzt. Ich wende diesen Trick eher selten an, warum ich ihn  überhaupt anwende ist einfach, dass ich alle meine Stacks (aus über 3 Aufnahmen) nur  machen kann, wenn ich mich sehr gut aufstützen kann. Wenn z.B. eine Libelle an einem  Grashalm in einem Meter Höhe früh Morgens baumelt, dann ist da Freihand einfach kein  Stack drinnen. Daher schneide ich bei solchen Situationen wenn es passt, den Halm etwas  unterhalb der Libelle ab und lege sie mitsamt dem Halm so hin das ich sie per Focus  Stacking gut fotografieren kann. Wenn ich fertig bin lege ich die Libelle samt Halm  wieder so das sie praktisch in Sicherheit von möglichen Fressfeinden wie Ameisen und  dergleichen ist. Wie gesagt ich mache das eher selten, aber gerade bei Libellen kam der  Trick schon ein paar mal zum Einsatz.
Und es braucht mir auch jetzt keiner kommen mit „Oh du tust damit aber doch der Pflanze  etwas“ oder dergleichen. 😉

Ich meine wir müßen die Kirche auch mal im Dorf lassen, ich behaupte einfach mal das die  Wildlife-Extremmakrofotografie die technisch und körperlich anspruchsvollste Art der  Fotografie überhaupt ist und das man, wenn man wie ich diese Art der Fotografie auch noch  ohne Stativ betreibt sich etwas einfallen lassen muß . Da sind diese beiden für mich  völlig vertretbaren Tricks wie die nachträgliche Bildbearbeitung und das gelegentliche  Abschneiden eines Blattes/Halmes gar nix!
Ich möchte dazu auch noch folgendes anmerken, selbst die Naturwiesen hier im Tölzer Land  (ja bei uns gibt es sowas noch), werden von Bauern bestellt bzw. 2-3 mal im Jahr gemäht.  Dabei wird ausnahmslos jede Pflanze dieser Wiese bis auf ein paar Zentimeter abgemäht und  wächst trotzdem wieder nach, manche kennen das „Phänomen“ vielleicht vom Rasenmähen.  Außerdem lassen die Bauern ihre Kühe auch auf diesen Wiesen weiden und was die da  anrichten kann sich denke ich jeder vorstellen.
Beide Tricks ändern übrigens auch nix an meiner Grundaussage das ich alle Fotos mit  lebenden Spinnen und Insekten in freier Natur aufgenommen habe.

Ich möchte Euch noch (unten) ein Beispielbild zeigen,  bei dem ich den Trick mit dem abschneiden eines Pflanzenteiles angewendet habe. Dieses  Bild ist sicher zumindest eines meiner Top 20 Bilder der Saison 2014 und bei diesem Bild war nicht nur  eine Zeugin, die Martina Hrdlicka dabei, die das ganze gesehen hat und die Echtheit der  Aufnahme daher bestätigen kann, sondern sie kann es auch beweisen da sie von der Szene  auch Bilder machen konnte. Zu sehen sind zwei Fliegen bei der Paarung, dass ganze ist  etwa gegen 9 Uhr Morgens Mitte Juli in der Nähe des Walchensees entstanden. Die beiden  waren dennoch so ruhig das ich sogar noch das Objektiv wechseln konnte, ich hatte  zunächst das 28mm in Retrostellung drauf welches aber einen zu großen ABM ergeben hätte,  um die ganze Szene draufzubekommen. Also habe ich das 35 plus Zwischenring verwendet. Die  Martina konnte nach mir davon auch noch Bilder machen und hat dazu sogar noch das Stativ  aufgestellt. Klar haben die Fliegen sich auch bewegt und sind auf dem Stengel hin und her  gelaufen, ich habe dennoch einen Freihand Focus Stack im extremen ABM von knapp 2:1  machen können und die Martina hat ganz genau hingeschaut, da war nix mit Eisspray oder  einer anderen miesen Masche!

fliegen1872