Springspinnen sind sehr schöne und zugleich auch schwer zu fotografierende Makromotive. Diese oft nur wenige Millimeter großen Spinnen scheinen ständig in Bewegung zu sein und verschwinden häufig genauso schnell wieder wie sie vor der Linse aufgetaucht sind.
Mit diesen drei Tipps kannst Du tolle Bildergebnisse erreichen!

1. Vorsicht beim anpirschen

Springspinnen haben von allen Spinnenfamilien die besten Augen, sie jagen daher auf Sicht und bauen kein Fangnetz. Man sollte sich ihnen deshalb immer sehr behutsam nähern und schnelle Bewegungen vermeiden. Es ist aber nicht nur visuelle Wahrnehmung bei Springspinnen die sehr gut ist, sondern sie haben am ganzen Körper auch feine Härchen mit denen sie Bewegungen auch durch den Luftdruck erspüren können. Gerade bei schnellen Bewegungen ensteht ja auch ein großer Luftdruck der die Spinne erschrecken kann.

Ein Marpissa canestriini Weibchen (Erstfund in Deutschland durch mich 2015)
Das Marpissa canestrinii Männchen.
Ein stattliches Evarcha arcuata Männchen (auch Gorilla Springspinne genannt)
Ein relativ seltenes Asianellus festivus Weibchen.
Das Männchen der V-Springspinne (Aelurillus v-insignitus).
Ein noch junges Weibchen der Goldaugenspringspinne (Philaeus chrysops).
Ein Carrhotus xanthogramma Männchen.
Dieser neugierig schauende Kerl ist ein Asianellus festivus Männchen.
Das in Deutschland extrem seltene Marpissa pomatia Männchen ist zweifelsohne eine der schönsten einheimischen Springspinnen.
Das winzig kleine Sitticus saltator Weibchen.
Ein Männchen der Kreuzspringspinne (Pellenes tripunctatus).

2. Hartnäckigkeit zahlt sich aus

Wenn eine gewünschte Aufnahme nicht gleich beim ersten Mal gelingt, weil die Spinne sich versteckt, oder statt nach vorne in Richtung Kamera, auf einmal zur Seite schaut, dann sollte man sie weiterhin geduldig fokussieren. Häufig kommt sie wieder aus ihrem Versteck oder blickt wieder in die Kamera. Gerade wenn die Springspinne nicht in Richtung Objektiv schaut kann man sie manchmal dazu animieren, indem man einen Finger nah ans Objektiv hält (aber so das er nicht im Bild zu sehen ist) und ihn etwas hin und her bewegt. Auf diese Art habe ich schon viele Springspinnen dazu gebracht die zur Seite geschaut haben, doch noch in die Kamera zu blicken.

Dieses Carrhotus xanthogramma Männchen habe ich hier kurz vor dem Sprung fotografiert. Nur eine Millisekunde sprang es auf mein Objektiv. So etwas kommt bei Springspinnen durchaus öfter vor. 😉
Auch bei diesem Pellenes tripunctatus Männchen hat es nicht lange gedauert bis es auch zum Sprung in Richtung Kamera angesetzt hat.
Springspinnen sind neugierig und schauen manchmal auch sehr lange auf das Objektiv ohne sich dabei viel zu bewegen wie dieses Asianellus festivus Weibchen.

 

3. Flache Fundstellen sind besser als tiefe

Damit ist gemeint das Fundstellen wie Wände von Gebäuden schneller zum Fotoerfolg führen als Fundstellen wie Wiesen oder Steinbrüche. Die Spinnen können bei Wänden nicht in die „Tiefe“ flüchten, sondern nur nach oben, unten, links und rechts. Außerdem kann man ihnen leichter mit der Kamera folgen wenn sie an einer Wand sind, gerade wenn sich die Spinne in einer komfortablen Höhe von ca. 1,5 Metern befindet. Natürlich hat jede Spinne ihren eigenen Lebensraum und es sind nur ganz bestimmte Spinnen die an Gebäuden zu finden sind. Diese sind z.B. Zebraspringspinne (Salticus scenicus), Rindenspringspinne (Marpissa muscosa), Wollige Mauer-Springspinne ( Pseudeuophrys lanigera ), Vierpunktspringspinne (Sitticus pubescens). Als ich noch in Bad Tölz gewohnt habe, waren die alten Holzhütten in der Umgebung meine festen Anlaufstellen und haben mir jede Menge tolle Bildergebnisse gebracht.

Diesen Paarungstanz eines Marpissa muscosa Männchens habe ich an einer Holzhütte fotografiert.
Eine der vielen Holzhütten die typisch für das Tölzer Land sind. Aber natürlich kommen sie auch in anderen Teilen Deutschlands vor. Dort habe ich viele meiner besten Springspinnen Bilder fotografieren können.
Dieses Bildergebnis aus dem Jahr 2014, auf dem sich zwei extrem seltene Sitticus terebratus Weibchen um eine Fliege streiten, gehört auch heute noch zu meinen besten Bildern. Es entstand auch an einer Holzhütte.
Auch solche Holzgeländer und Brückenbauten wie hier am Königsee sind beliebte Lebensräume von einigen Springspinnenarten.

4. Das richtige Objektiv

Um winzig kleine Springspinnen wirklich groß aufs Bild zu bekommen, braucht man eine Ausrüstung mit der eine enorme Vergrößerung möglich ist. Die ersten Jahre habe ich dafür alte Weitwinkelfestbrennweiten mit einem Retroadapter und Zwischenringen verwendet. Seit 2016 benutze ich aber spezielle Lupenobjektive von Laowa, da ich damit einfach flexibler bin und zudem eine maximale Bildqualität erhalte. Für Springspinnen eignet sich besonders gut das Laowa 25mm 2,5-5:1 Ultra Makroobjektiv. Mit diesem Lupenobjektiv kann man Springspinnen sehr gut in Szene setzen und die vielen Details sichtbar machen.

Dieses Bild vom Evarcha arcuata Männchen ist mit dem Laowa 25mm 2,5-5:1 entstanden.
Auch dieses Carrhotus xanthogramma Weibchen habe ich mit dem Laowa Lupenobjektiv fotografiert.
Dieses Bild von einem ausgewachsenen Goldaugenspringspinnen- Weibchen ist mit einem anderen sehr guten Objektiv von Laowa entstanden, dem Laowa 60mm 2:1 Ultra Makro.

Ich hoffe das euch diese 4 Tipps weiterhelfen. Einen kleinen habe ich noch:
Springspinnen die sich gerade paaren oder Beute haben, sind nicht nur interessanter, sondern auch meistens leichter zu fotografieren als einzelne Tiere, da sie sich bei ihrer „Beschäftigung“ weniger aus der Ruhe bringen lassen. Klar, eine Springspinnenpaarung ist nicht so häufig zu finden, aber mit Beute sieht man sie schon immer wieder mal wenn man sich nur lange genug mit diesen kleinen Hüpfern befasst.

Eine seltene Ameisenspringspinne (Leptorchestes berolinensis) mit erbeuteter Fliege.
So eine Szene ist wie ein sechser im Lotto. Hier ist eine Paarung und eine Beuteszene gleichzeitig passiert. Während sich das Männchen oben um die Paarung kümmert, saugt das Weibchen eine Fliege aus und läßt sich dabei nicht aus der Ruhe bringen.
Ein Evarcha falcata Männchen mit erbeuteten Weibchen.
Eine Gorilla Springspinne mit seiner „Mahlzeit“.
Ein Asianellus festivus Weibchen hat hier ein Männchen der gleichen Art erlegt. Kannibalismus unter Springspinnen ist nicht selten.
Regelrecht erschrocken wirkte dieses Carrhotus xanthogramma beim aussaugen einer Fliege.

Ein Evarcha arcuata Weibchen kurz nach der Häutung mit der alten Haut neben sich. Das Weibchen hat sich währen der gesamten Aufnahmeserie nicht bewegt um ihren, nach der Häutung noch weichen Körper nicht zu beschädigen.
Auch bei der Paarung sind Springspinnen oft sehr gut zu fotografieren, da sie sich dabei kaum bewegen und auch nicht so schnell flüchten.
Der Tod und neues Leben in einem Bild. Ein Marpissa muscosa Männchen mit erbeuteter Buchenblattlaus die im Todeskampf noch ihre Jungen zur Welt bringt.
Dieses Sitticus terebratus hat eine Fliege praktisch von hinten überrascht.
Bei dieser Beuteszene haben zwei Sitticus terebratus Weibchen eine Fliege erbeutet bzw. streiten sich um sie.

 

 

Weitere Tipps und Infos zu Springspinnen findet ihr in meinem Buch Extreme Wildlife-Makrofotografie