Die Makrofotografie gehört zu den schönsten und interessantesten Fotografiebereichen überhaupt. Eine dafür passende Fotoausrüstung kann schnell über 1000 Euro kosten. In diesem Artikel erfährst Du wie geniale Bildergebnisse für unter 100 Euro möglich sind, vorausgesetzt Du besitzt schon eine digitale Spiegelreflex – oder System Kamera. Ansonsten kommt natürlich der Anschaffungspreis dafür noch obendrauf. Diese sehr günstige Möglichkeit in die Makrofotografie und sogar extreme Makrofotografie einzusteigen ist besonders für Leute geeignet, die erstmal schauen wollen, ob dieser Fotografiebereich überhaupt etwas für sie ist und zunächst nicht viel Geld dafür ausgeben wollen.

 

Retroadapter statt Makroobjektiv

Keine Frage, ein Makroobjektiv ist qualitativ das beste was man sich für die Makrofotografie zulegen kann. Dabei spielt es keine große Rolle von welchem Hersteller man es kauft, alle Makroobjektive sind mehr oder weniger gleich gut was die Bildqualität betrifft. Unterschiede gibt es vor allem bei der Brennweite, dem Abbildungsmaßstab oder auch der Bedienung. Leider ist ein Makroobjektiv nicht billig und kann schnell 500 Euro und mehr kosten, wer aber erstmal in die Makrofotografie reinschnuppern möchte, kann auf diese Anschaffung erstmal verzichten.

Für den Einstieg eignet sich besonders gut ein Retroadapter und ein passendes altes Objektiv. Ein Retroadapter ist ein dünner Ring, der direkt am Kamerabajonett befestigt wird und an dem das Objektiv nun in umgekehrter Position aufgeschraubt wird. Das heißt das die Frontlinse in Richtung Kamera zeigt und die Rückseite vom Objektiv in Richtung Motiv. Durch das Umdrehen des Objektives wird dieses nun zum Makroobjektiv. Je weitwinkliger das Objektiv ist, umso größer ist der zu erzielende Abbildungsmaßstab. Bei einem Weitwinkelobjektiv mit 28mm Brennweite erreicht man bei einer APS-C Format Kamera nun einen Abbildungsmaßstab von etwa 2:1, bei einem Objektiv mit 24mm Brennweite sind es schon ca. 2,6:1. Besonders gut für den Einsatz am Retroadapter eignen sich alte Weitwinkelobjektive, da sie noch eine manuelle Blendensteuerung besitzen und man so die Blende auch ändern kann, ohne das eine elektronische Verbindung zur Kamera bestehen muss.

Einen Retroadapter gibt es für ca. 5 Euro, ein altes manuelles Weitwinkelobjektiv für ca. 30 Euro.
Die Bildqualität ist mit dieser sehr günstigen Variante ziemlich gut wie in verschiedenen Tests, z.B. auf traumflieger.de schon gezeigt wurde. Der Clou dabei ist, dass beim Einsatz in Retroposition (Umkehrstellung), vom Objektiv jeweils nur der mittlere Bereich der Frontlinse zum Tragen kommt, da die Rückseite vom Objektiv deutlich kleiner ist als die Vorderseite und der mittlere Bereich ist sozusagen das „Sahnestück“ von einem Objektiv wo die Abbildungsleistung am höchsten ist.
Neben einem Retroadapter und mindestens einer alten Festbrennweite empfehle ich zusätzlich auch noch Zwischenringe. Damit ist man flexibel was den Abbildungsmaßstab angeht und kann ihn bei Bedarf leicht erhöhen.

Licht

Um jetzt aber wirklich schöne Bilder zu machen benötigt man noch das richtige Licht. Wer vor allem früh Morgens auf Makrotouren möchte um schlafende bzw. starre Insekten mit Tautropfen zu fotografieren, kann ein Stativ einsetzen und sich auf das früh am Morgen noch sehr weiche Tageslicht verlassen. Wer aber tagsüber actionreiche Szenen wie Paarungen oder Beutesituationen von Spinnen und Insekten fotografieren will, der kann das Stativ getrost zu Hause lassen, denn die meisten Situationen sind damit dann nicht machbar.

Um aber auch „Freihand“, also ohne Stativ auch gut belichtete und verwacklungsfreie Bilder zu bekommen, muss man einen Blitz verwenden. Damit dieses Blitzlicht dann auch gut aussieht und im besten Fall nicht mehr als Blitzlicht zu erkennen ist, wird zusätzlich noch ein Diffusor benötigt. Damit kann man Blitzlicht so weich bekommen wie Tageslicht am frühen Morgen.
Als günstig und qualitativ sehr hochwertig präsentiert sich der Yongnuo Speedlight YN 560, der inzwischen in der vierten Generation erhältlich ist. Meiner ist noch vom Typ 2, es ist immer noch mein erster Blitz und er hat wohl schon über 1 Million Blitze hinter sich gebracht. Ich habe ihn vor ein paar Jahren nochmal gekauft, zur Sicherheit falls mein erster seinen Geist aufgibt, er lebt aber immer noch. 😉 Ich kann diesen Blitz natürlich voll empfehlen, in der Mark 3 Version gibt es den Yongnuo Speedlight YN für ca. 50 Euro.

Einen Diffusor kann man sich selbst bauen, es gibt im Internet verschiedene Anleitungen dazu, auch in meinem Makrobuch gibt es ein Tutorial dafür. Wenn der Blitz direkt am Blitzschuh befestigt wird, wird natürlich keine Blitzschiene benötigt, daher liste ich sie nicht als Kostenfaktor auf.

Hier nochmal kurz die nötigen Anschaffungen für den Einstieg in die extreme Makrofotografie:
Retroadapter ca. 5 Euro
Alte Weitwinkelfestbrennweite ca. 30 Euro
Zwischenringe (manuell) ca. 15 Euro
Blitz ca. 50 Euro
Diffusor (Eigenbau)
Macht insgesamt 100 Euro, günstiger geht es wirklich nicht!

Auch ich habe damals mit genau so einer günstigen Ausrüstung angefangen.
Meine Ausrüstung im Jahr 2014, dem Jahr wo einige meiner besten Bilder entstanden sind, bestand aus:
Kamera: Sony A58 (hat Klappdisplay, 20 Megapixel und Fokus Peaking)
Objektiv: Minolta MD Rokkor 28mm f2,8, Minolta MD Rokkor 35mm 2,8
Blitz: Yongnuo Speedlight YN 560 II

Sonstiges Zubehör: Diffusor (Eigenbau), Zwischenringe (Manuell), Blitzhalterung (Eigenbau).

Meine Ausrüstung um 2014. Günstig aber schon sehr gut, alle Bilder in diesem Artikel sind damit entstanden.

Ich wünsche Dir viel Spass beim Eintauchen in die extreme Makrofotografie. 🙂